Allgemeine Leitlinien
Zielgruppe
Das Modul richtet sich an Personen, die die Pflichtschule abgeschlossen haben und planen, eine weiterführende Schule oder Ausbildung zu absolvieren und daher Ihre Kompetenzen im Kompetenzfeld Deutsch erweitern wollen. Insbesondere gehören zur Zielgruppe bildungsbenachteiligte Personen mit und ohne Migrationshintergrund.
Struktureller Rahmen
Die beiden Module entstanden im Zuge eines ESF-Projektaufrufes, der zum Ziel hatte, strukturelle Bildungsungleichheiten abzubauen und den Zugang zu höheren Qualifikationen zu erleichtern, indem für benachteiligte und von Marginalisierung bedrohte Gruppen der Übergang vom Pflichtschulabschluss zu weiterführender allgemeiner und beruflicher Bildung unterstützt wird. Im Rahmen des Projekts „ZEP – Zugänge zu höherer Bildung und Entwicklung von Perspektiven“ wurden dafür Bildungsangebote entwickelt, worunter auch die beiden vorliegenden Module aus dem Kompetenzfeld Deutsch fallen. Je nach Ausgangssituation, Ergebnissen der Kompetenzerhebung und Zielsetzung können die angebotenen Übergangsmodule in einem individuellen Bildungsplan eingesetzt und kombiniert werden.
Um das Potential von bildungsbenachteiligten Menschen und von Menschen mit geringen Qualifikationen zu erschließen und deren Einstieg in höhere Bildung zu fördern, braucht es solche Bildungsangebote, die an den Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen von Lernenden ansetzen und flexible Bildungswege ermöglichen. Sie erhöhen die Durchlässigkeit des Bildungssystems und ermöglichen Zugang zu weiterführender Bildung, beruflicher Aus- und Weiterbildung sowie zum tertiären Bildungssegment – was wiederum die Teilhabechancen am Arbeitsmarkt und am Lebenslangen Lernen fördert.
Allgemeine Zielsetzungen im Kompetenzfeld Deutsch
Für die berufliche und persönliche Entwicklung, das Leben in der demokratischen Gesellschaft sowie für den beruflichen und privaten Alltag ist die Fähigkeit, sich mitzuteilen, wesentlich. Gute Kenntnisse der Muttersprache Deutsch bzw. Deutsch als Zweitsprache in Wort und Schrift sind die Voraussetzung für die Vorbereitung einer beruflichen Ausbildung, die erfolgreiche Fortsetzung der Schullaufbahn, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und am interkulturellen Dialog. Das bedeutet, dass es wichtig ist, über eine angemessene Artikulations- und Ausdrucksfähigkeit zu verfügen und Sprachbewusstheit zu entwickeln, sich je nach Situation und Absicht partnergerecht, sachangemessen und verständlich äußern und argumentieren zu können. Man sollte Gefühle und Vorstellungen sprachlich fassen können. Die Übergangsmodule sollten helfen, die Kritikfähigkeit zu entwickeln, Leseerfahrungen zu nutzen und in kritischer Distanz zwischen Lebenswirklichkeit und den in Literatur und Medien dargestellten virtuellen Welten zu unterscheiden. Die Fähigkeit, aufmerksam und genau zuzuhören, sich auf die Äußerungen anderer einzulassen und mit ihnen konstruktiv umzugehen, ist dafür eine wichtige Voraussetzung.
Für die vorliegenden Übergangsmodule bildet der Bezug zur weiteren beruflichen bzw. Bildungs-Karriere den Schwerpunkt. Dennoch ist der Aspekt der Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben wie auch andere lebensweltliche Bezüge unbedingt zu berücksichtigen.
Die Übergangsmodule des Kompetenzfeldes Deutsch liefern einen wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung, fördern Kompetenzen, die zur freien Entfaltung der Persönlichkeit in sozialer Verantwortung und zur erfolgreichen Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und vor allem am Berufsleben erforderlich sind. Sie streben an, die deutsche Sprache in mündlicher und schriftlicher Form als Mittel der Darstellung und Verständigung sowie als Medium und Gegenstand des Denkens und der Erkenntnis begreifen und gebrauchen zu können. Sie verhelfen dazu, Probleme kreativ zu lösen und Kommunikation in ihrer Vielschichtigkeit zu begreifen und anwenden zu können.
Weiters wird versucht, Medienbewusstsein und Medienkompetenz weiterzuentwickeln, einen reflektierten Umgang mit unterschiedlichsten Medienformaten zu ermöglichen. Das bedeutet, die kommunikativen, produktiven und kreativen Möglichkeiten medialer Angebote konstruktiv einzusetzen.
Kompetenzbereiche
Unter Kompetenzen werden hier die bei den Lernenden vorhandenen oder erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten verstanden, die erforderlich sind, um bestimmte Probleme zu lösen wie auch die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten.
Folgende Kompetenzbereiche werden in den Übergangsmodulen adressiert:
- Sprechen und Zuhören in privaten und beruflichen Situationen
- Texte adressatengerecht schreiben und gestalten
- Lesen – mit Texten und Medien umgehen
- Sprache und Sprachgebrauch untersuchen und reflektieren
Methodisch-Didaktische Grundsätze
Lernpsychologischer Hintergrund
In der Vergangenheit war zu beobachten, dass traditionelle Formen des Lehrens und Lernens zu kurz greifen, wenn Lernende darauf vorbereiten werden sollen, der Komplexität beruflicher Aufgaben gerecht zu werden. Sowohl in Schule als auch in vielen Bereichen der Wirtschaft war zu beobachten, dass das im Unterricht erworbene bzw. vermittelte Wissen nicht oder nur mangelhaft zur Anwendung gebracht werden kann. Der Begriff „Vermittlung“ ist in diesem Zusammenhang allerdings eher irreführend: Er impliziert einen einfachen Transport von Wissen aus dem Kopf der Lehrenden in den Kopf der Lernenden – eine Vorstellung, die mit den Erkenntnissen der Lern- und Wissenspsychologie nicht vereinbar ist. Wissen ist kein objektiver, transportierbarer Gegenstand, sondern das Ergebnis von individuellen Konstruktionsprozessen. Zum anderen zeigt traditionelle Instruktion auch in motivationaler und emotionaler Hinsicht ungünstige Effekte. Metakognitive Lernprozesse und Lernen in informellen Gruppen sind allein mit diesen bislang üblichen Organisationsformen kaum kompatibel. Tatsachenwissen ist für die Lernenden oftmals nur „träges Wissen“, das im günstigsten Fall im Gedächtnis gespeichert wird, ohne anschluss- und anwendungsfähig zu sein. Wissen im weitesten Sinne umfasst vielmehr verschiedene Ebenen, nämlich domänenspezifisches Wissen (deklaratives Wissen; Wissen über Sachverhalte), prozedurales Wissen (Wissen, auf dem Fertigkeiten beruhen), strategisches Wissen (Heuristiken und Problemlösestrategien), metakognitives Wissen (Wissen, das der Kontrolle und Steuerung von Lern- und Denkprozessen zugrunde liegt). Die Unterstützung des Wissenserwerbs kann sich nicht nur an Inhalten und Zielen orientieren, sondern muss vor allem auch an den Prozessen des Wissenserwerbs ansetzen.
Die folgenden Erläuterungen zu den Merkmalen dieses Wissenserwerbsprozesses sind als Thesen zu verstehen, die im Lehrplan die Grundlage für eine Ordnung verschiedener Ansätze zur Förderung des Wissenserwerbs bilden: Der Erwerb neuen Wissens ist nur über die aktive Beteiligung der Lernenden möglich. Besondere Charakteristika dieser für das Lernen unabdingbaren Aktivität sind Motivationen und/oder Interesse am Prozess oder Gegenstand des Wissenserwerbs. Der Wissenserwerb unterliegt dabei stets einer gewissen Steuerung und Kontrolle durch den Lernenden.
Das Ausmaß dieser Selbststeuerung und Selbstkontrolle ist je nach Lernsituation und Lernumgebung sehr unterschiedlich; Wissenserwerb ohne jeglichen Selbststeuerungsanteil ist allerdings nicht denkbar.
Wissen ist immer konstruiert: Jeder Lern- und Wissenserwerbsprozess ist damit konstruktiv. Die verschiedenen Formen des Wissens können nur erworben und letztlich auch genutzt werden, wenn sie in bestehende Wissensstrukturen eingebaut und vor dem Hintergrund individueller Erfahrungen interpretiert werden.
Wissen weist stets kontextuelle Bezüge auf; der Erwerb von Wissen ist daher an einen spezifischen Kontext gebunden und somit situativ.
Wissen ist nicht nur das Resultat eines individuellen Konstruktionsprozesses, sondern erfordert zugleich auch soziale Aushandlungsprozesse. Damit kommt dem Wissenserwerb in kooperativen Situationen sowie den soziokulturellen Einflüssen auf den Lernprozess eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.
Methodik
In der konkreten Arbeit in den Übergangsmodulen orientieren wir uns am Lernenden, seinen Voraussetzungen, Bedürfnissen und seiner Lebenswelt. Das schließt eine individuelle Lernbetreuung und eine Binnendifferenzierung mit ein
Sprache gebrauchen heißt sprachlich handeln, das methodische Angebot der Übergangsmodule nehmen diese Handlungsorientierung der Sprache ernst.
Die Arbeit in den Übergangsmodulen ist kommunikativ ausgerichtet und schafft Situationen der Kooperation, Diskussion, des Feedbacks, eben Kommunikation.
Das Lernangebot sensibilisiert für die Bedeutung sprachlicher und kultureller Unterschiede, ist interkulturell ausgerichtet.
Blended learning
Die Übergangsmodule sind als Blended-Learning Module gedacht. Dazu wurden auf der Lernplattform Moodle Kurse erstellt. Blended-Learning mischt zwei unterschiedliche Lernarrangements, die Präsenz- und die Online-Phasen. In unseren Modulen gehen wir davon aus, dass jede Phase 50% des gesamten Moduls ausmacht.