EINFÜHRUNG: Gedanken zum Fremdbild
Foto: Grace Gelder, 2019.
Gedanken zum Fremdbild: Wie sehen mich die anderen?
Was andere über uns denken, beeinflusst uns selbst. Der Eindruck, den wir auf unsere Mitmenschen machen, unser Ruf und Vorurteile, die andere uns gegenüber haben, wirken auf uns zurück. Sie beeinflussen unsere Handlungen, Gedanken, Gefühle und Entscheidungen mit und haben damit Auswirkungen auf unser Selbstbild.
Machst Du gerne Selfies und stellst sie auf eine Internetplattform? Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, warum Du das tust?
Vielleicht ist es ist eine Möglichkeit, das eigene Bild in Zusammenhänge zu bringen, über die Du versuchst Dein Image "aufzupolieren". Machst Du zum Beispiel ein Foto von Dir zusammen mit einer einflussreichen Person, könnte es sein, dass dieses Image der Person auf Deines „abfärbt“ und die Leute, die das Bild sehen, dann denken: Ah, die/der ist so nah an dieser V.I.P.- Person, dass sie auch wichtig sein muss usw. Es ist also ein Versuch, die Meinung anderer zu beeinflussen und ein bestimmtes Bild von sich zu erzeugen.
Möchtest Du Bilder von Dir in die digitale Welt setzen, um zu zeigen, was Dir wichtig ist? Sollen die Menschen Dich in einer bestimmten Umgebung sehen und Dich danach bewerten? Möchtest Du ihnen zeigen, wie gut es Dir geht, wie attraktiv Du bist…? So stellst Du Dich in einen Wettbewerb mit anderen. Vielleicht erwirkst Du damit auch Neid? Wie andere diese Bilder interpretieren, kannst Du nicht bestimmen. Könnte es auch sein, dass sie von Dir glauben, Du möchtest prahlen? ...
Diesen Interpretationsspieleraum kannst Du nicht beeinflussen.
Der „gute Ruf“, das perfekte Image von uns, ist wie ein zweites Ego, ein Porträt, welches wir nicht mitbestimmen, und welches uns auch nicht gehört, aber eine erstaunliche Macht über uns hat.
Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht bestätigende Kooperationen. Kooperationen macht uns aus, so wie wir heute leben.
Die Wertschätzung, Respekt und Vertrauen, das uns andere geben, ist uns immens wichtig. Sie helfen uns dabei, solide soziale Beziehungen aufzubauen und zu halten.
Das In-Die-Welt-Setzen falscher Behauptungen oder versehentlich durch Tratsch und Klatsch im Umlauf gebrachte Erzählungen über die eigene Person, können als tiefe Kränkungen wahrgenommen werden und zu Aggressionen, Scham oder Schuldgefühlen führen. Deshalb ist es wichtig, bewusst mit Informationen, die ich bekomme und die ich selber aussende, umzugehen.
Wem zeige ich mich verletzbar, wo verstecke ich mich oder kapsele ich mich ab, sind in diesem Zusammenhang immer wieder Fragen, die auftauchen.
Wir müssen immer wieder neu mit uns verhandeln, was ich wem von mir zeige, denn offen gegenüber den eigenen Schwächen in „richtigen“ Momenten zu sein, sich auszutauschen, Rat und Hilfe zu suchen, lässt uns flexibel bleiben und eine neue Perspektive einnehmen, wenn wir feststecken. Uns sollte bewusst sein, dass diese Offenheit und das Vertrauen, welches wir schenken, unser Kapital ist, das uns ermöglicht, Veränderungen in unseren Denkmustern zu erwirken.