LESETEXT: Langeweile als kreative Lücke

Stell dir vor: Du sitzt zu Hause, niemand ist da, der Dich mit irgend etwas beschäftigt, oder Du magst Dich mit diesen Aufgaben, die anstehen nicht beschäftigen. Du weißt nichts mit Deiner Zeit anzufangen. Alles erscheint irgendwie sinnlos … es gibt nichts zu tun, oder Dir fällt nichts ein - L a n g e w e i l e ? 

Langeweile als kreative Lücke? Wissenschaftler*innen haben sich mit dem Gefühl der Langeweile beschäftigt und versuchen, verschiedene Definitionen zu finden. 

Langweilen, so sind sich viele einig, sagt etwas über unsere Persönlichkeitsstruktur aus. Dr. John Eastwood, Professor für Psychologie definiert Langeweile so: "Langeweile ist das unangenehme Gefühl, eine zufriedenstellende Aktivität ausführen zu wollen, aber nicht zu können.” 

Kannst Du damit etwas anfangen? 

Wir langweilen uns, weil wir etwas tun, was uns nicht zufriedenstellt, oder wenn wir nichts tun, obwohl wir etwas tun möchten. Doch was ist dieses Nichts-Tun? Geht das überhaupt? Und hier ist sie wieder: Die Lücke. 

“Die Menschen denken über Langeweile oft als die Abwesenheit von Dingen, die man tun kann”, sagt John Eastwood. Dabei sei es gut möglich, dass Aktivitäten zur Verfügung stehen – diese aber nicht wünschenswert sind. Wer zu Hause sitzt und sich langweilt, könnte stattdessen ein Buch in die Hand nehmen, den Fernseher anstellen oder das Haus putzen. Doch in dem Moment der Langeweile sind alle verfügbaren Optionen nicht befriedigend. 

Könnten wir diese NICHTS-TUN-Lücke einfach umpolen, sie anders sehen? Was ist so quälend daran, sich in diesem Langeweilemodus aufzuhalten? Das schlechte Gewissen darüber, dass wir jetzt ganz viele sinnvolle Dinge tun könnten? 

Ist Langeweile vielleicht eine Frage der Konzentration? Können wir uns auf eine Aufgabe nicht gut konzentrieren, empfinden wir sie als langweilig. So können zu einfache Anforderungen schnell langweilen – zu schwere aber auch, wenn die Aufmerksamkeit schwindet. Dann können die Gedanken in verschiedene Richtungen driften: Entweder wir denken an etwas, das mit der eigentlichen Aufgabe nichts zu tun hat. Oder wir sinnen darüber nach, was für eine langweilige Arbeit wir gerade erledigen müssen.

Tatsächlich kann es besser sein, über ganz andere Dinge nachzudenken. Denn wenn wir uns damit beschäftigen, wie gelangweilt wir in diesem Moment sind, verstärken wir das negative Gefühl noch. Das ist verknüpft mit dem Empfinden, dass wir dieser unerwünschten Situation nicht entkommen können. Abschweifende Gedanken können hingegen kurzweilig sein und von der Langeweile ablenken.

Zuletzt geändert: Samstag, 5. November 2022, 18:36