Zusammenfassung Reportage

Die Reportage

Welche Themen eignen sich?

In einer Reportage schildern Journalist_innen selbst Erlebtes, d.h., du musst ein Thema wählen, bei dem du etwas erleben oder zumindest beobachten kannst. Wenn du zum Beispiel über die Schwierigkeiten von Alleinerziehenden im Arbeits- und Bildungssystem schreiben möchtest, dann solltest du eine alleinerziehende Person mindestens einen Tag lang oder bei verschiedenen Tätigkeiten begleiten. Du könntest z. B. dabei sein, wenn sie im AMS vorspricht, bei Kinderbetreuungseinrichtungen, könntest beschreiben, welcher Stress aufkommt, wenn die Kinder krank werden und sie sich krank melden muss bei ihrem Arbeitgeber. Merke jedoch: Auch wenn die Texte sich fast literarisch lesen, haben sie doch einen journalistischen Hintergrund. Sie liefern auch Fakten (in unserem Fall: Zahl Alleinerziehender in Österreich, Anteil derer, die von Sozialleistungen abhängig sind etc) und behandeln reale Themen. Manchmal politischer, wie in unserem Beispiel, manchmal weniger politisch. Du könntest etwa auch einen Eishändler in seinem Eiswagen begleiten und darüber schreiben. Idealerweise würde aber selbst diese Reportage - obwohl auf den ersten Blick unpolitisch - etwas über die Gesellschaft und die Zeit, in der wir leben, erzählen. 

Beschreiben statt werten

Die Reportage ist wie das Portrait eine erzählende Textform, keine meinungsbetonte. Deshalb: Hüte dich davor, zu bewerten. Beispiel für eine Wertung: "Das Treppenhaus war alt und heruntergekommen." Beschreibe lieber, wie du das Treppenhaus wahrnimmst: "Die Holzdielen knarren und es liegt ein modriger Geruch in der Luft." Damit folgen wir der "show, don't toll"-Regel, und schon geht das Kopfkino los. 

Subjektiv - objektiv

Für die Reportage leihst du Leser_innen deine fünf Sinne, vor allem deine Augen. Dein subjektiver Blickwinkel ist also nicht nur erlaubt, sondern gefragt. Allerdings solltest du ihn darauf beschränken, was für dein journalistisches Thema relevant ist. Hast du beispielsweise Bauchschmerzen, während du die alleinerziehende Person begleitest, ist das zwar subjektiv, aber irrelevant. Außerdem versetzt du deine subjektiven Schilderungen mit objektiven Fakten, hängst die Reportage also immer wieder vor einem realen Hintergrund auf.

Handelnde Person

Ähnlich wie bei Filmen oder Büchern bleiben Leser_innen bei Reportagen eher am Ball, wenn sie recht früh eine oder wenige handelnde Personen kennenlernen, die sie durch den Text begleiten. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Zwar möchtest du nicht über eine spezielle alleinerziehende Mutter berichten, sondern die systematische Benachteiligung thematisieren. Das gelingt jedoch besser, wenn du Leser_innen eine Frau vorstellst, mit der sie sich bis zu einem gewissen Grad identifizieren, zu der sie eine gewisse Nähe aufbauen können.  

Aufbau

Dir Reportage bietet dir viele Freiheiten, auch beim Aufbau. Wichtig ist jedoch wie immer, dass du Neugier weckst. Du kannst dich, wenn es dir hilft, an folgender Struktur orientieren: 

1. Szenischer/anekdotischer Einstieg oder Zitat einer für die Reportage zentralen Person.
2. Orientierender Absatz: Nachdem du mit dem Einstieg die Neugier geweckt hast, biete Leser_innen Orientierung. Wo sind wir, um wen und um was geht es?
3. Hauptteil: Szenen und Fakten. 
4. Ausstieg: Greife ein Detail vom Anfang auf, beschreibe die handelnde Person mit einer typischen Geste/Tätigkeit oder werfe einen Blick in die Zukunft.   

Zuletzt geändert: Mittwoch, 24. Juni 2020, 11:49