Zusammenfassung Portrait
Das Portrait
Ein Portrait muss bzw. sollte kein Jubeltext über jemanden sein. Vielmehr geht es darum, die Person in ihrer Vielschichtigkeit zu zeigen. Das heißt wiederum nicht, dass du auf Teufel komm raus ihre Schattenseite ausfindig machen musst. Zusammengefasst möchten Leser_innen wissen: Was bewegt diese Person, was treibt sie um und an? Welche Erfahrungen haben sie an den Punkt gebracht, an dem sie jetzt steht?
Wen portraitieren?
Voraussetzung ist, dass du dich für die Person interessierst. Vielleicht, weil sie etwas Außergewöhnliches erlebt hat oder weil sie einen außergewöhnlichen Beruf ausübt. Wenn Letzteres der Fall ist, solltest du dich in dem Portrait darauf konzentrieren, was dieser Beruf mit der Person macht, wie er sich auf das Leben der Person auswirkt (steht der Beruf im Mittelpunkt, könnte das Interview besser passen). Portraitieren kannst du selbstverständlich auch Prominente. Da diese der Öffentlichkeit allerdings bereits bekannt sind, solltest du einer prominenten Person unbekanntere Facetten hinzufügen, sie vielschichtiger zeigen, als man sie sonst kennt.
Vorrecherche
Wenn möglich, triff die Person, die du portraitieren möchtest, aber bereite dich mit einer Vorrecherche darauf vor. Lies Interviews und Artikel, befrage Menschen, die mit der Person zu tun haben. Informiere dich über die Tätigkeit, die die Person ausübt. Überlege dir, welche Aspekte der Persönlichkeit bislang unterbeleuchtet sind und sammle Fragen, die du ihr auf jeden Fall stellen möchtest.
Gespräch
Hierfür gilt vieles, was du schon für das Führen von Interviews gelernt hast. Allerdings ist hier weniger wichtig, dass du das Gespräch steuerst. Ist die Person etwa sehr dominant, dann musst du nicht um jeden Preis versuchen, die Gesprächsleitung zu gewinnen. Die Dominanz ist dann bereits ein wichtiges Charaktermerkmal, ein Pinselstrich für das Portrait. Und achte mehr auf die Details. Was trägt die Person, was trinkt sie, wie wohnt sie oder wie spricht sie mit der Bedienung. Wie oft schaut sie auf ihr Handy, wie bedächtig formuliert sie ihre Antwort, fährt sie sich oft durchs Haar oder wippt sie die ganze Zeit mit dem Fuß? Das alles sind nur Beispiele für Details, die einen Text anschaulich und interessant machen. Leser_innen sehen die Person durch deine Augen, was dir auffällt, eröffnet ihnen einen ganz neuen Blickwinkel.
Portrait schreiben
Bevor du loslegst, versuche für dich aus all den Informationen, die du gesammelt hast, eine These zu formulieren. Schreibe sie für dich auf, aber verwende sie nicht. Behalte sie nur im Kopf beim Schreiben, die These kann dir als roter Faden dienen.
Eine Szene bietet sich für den Einstieg an, eine Anekdote, eine wichtige Beobachtung, ein starkes Zitat oder ein scheinbarer Widerspruch in der Persönlichkeit, den du dann im Text auflöst. Wichtig ist, dass der Einstieg Leser_innen anspricht und reinzieht. Ansonsten bist du recht frei darin, wie du dein Portrait aufbauen möchtest. Wechsle deine eigenen Beobachtungen ab mit dem, was du recherchiert hast. Insgesamt gilt die Regel "show, don't tell". Also beschreibe mehr, als dass du Behauptungen aufstellst. Zitiere die Person direkt und indirekt. Bei Aussagen oder Fakten, die du nicht nachprüfen kannst, verwende immer ein Zitat. Wenn du es schaffst, für das Ende etwas aufzugreifen, was weiter vorne im Text bereits eine Rolle spielte: perfekt! Ansonsten eignet sich immer ein Blick in die Zukunft der Person bzw. ihr eigener Blick in die Zukunft.